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Wussten Sie das?
Vor hundert Jahren existierten im armen Hakka-Gebiet Meixian im Nordosten der südchinesischen Provinz Guangdong ein modernes Krankenhaus unter der Leitung deutscher Ärzte, ein Heim für blinde Kinder sowie ein Sanatorium für Lungenerkrankungen.

Die Leiterin des Blindenmädchenheims Xinguang, Alwine Berg, überquert um 1938 gemeinsam mit mehreren Mitarbeiterinnen und den Mädchen eine kleine Holzbrücke über den Huangtang-Fluss in Meixian.

Der damalige Direktor einer örtlichen Mittelschule war einst Mittelstürmer der Schweizer Fußballmeistermannschaft der Jahre 1906 und 1908.

Der Schweizer Pfarrer Ernst Walter mit der Fußballmannschaft der Leyu-Mittelschule, Meixian, vor 1925.

An dieser Hakka-Schule wurde Deutsch als „erste Fremdsprache“ unterrichtet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gingen Dutzende ihrer Schüler nach Deutschland, um dort zu promovieren.

Der Ausgangspunkt dieser von individueller wie kollektiver Migration geprägten transnationalen Austauschgeschichte lag in einer Region, die einst medizinisch unterversorgt war und über kaum Bildungseinrichtungen verfügte – im Hakka-Gebiet Meixian. Heute ist diese Geschichte in China und Europa nahezu in Vergessenheit geraten.

Gruppenfoto von Angehörigen der Basler Mission vor dem Tor von Dehua, Huangtang in Meixian, 1943.

Zwischen Mitte des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts lebten und arbeiteten über 200 Europäer – vorwiegend aus Deutschland und der Schweiz – über längere Zeit in der Region Ost-Guangdong. Es waren Missionare, Lehrer, Ärzte und Mitarbeiter von Wohlfahrtseinrichtungen. Sie brachten ein in China damals äußerst seltenes modernes Gesundheitswesen, neue Bildungsansätze und soziale Fürsorgeeinrichtungen mit. Durch ihr Engagement wurde ein abgelegenes Hakka-Gebiet zu einem besonderen Ort des kulturellen, medizinischen und bildungspolitischen Austauschs zwischen China und Europa.

Im September 2016 reiste der erfahrene Medienexperte Ou Nianzhong erstmals nach Meizhou (früher Meixian), nachdem er zufällig von dieser fast vergessenen Geschichte erfahren hatte. Einen Monat später setzte er seine Recherchereise in Schorndorf (Deutschland) fort, wo er Zeitzeuge Klaus Autenrieth traf, um anhand noch erhaltener Erinnerungen und Dokumente diese über hundertjährige Geschichte des sino-deutschen Austauschs zu rekonstruieren.

Klaus Autenrieths Vater, Emil Autenrieth, kam 1926 nach Meixian. Dort hinterließ er bedeutende Spuren: Er las chinesische Klassiker, schrieb chinesische Schriftzeichen von Hand, sprach Hakka und unterrichtete Deutsch an Mittelschulen in Wuhua und Meixian sowie an der medizinischen Fakultät der Sun-Yat-sen-Universität. Klaus Autenrieth selbst wuchs in Meixian auf und kehrte 1947 mit seiner Familie nach Deutschland zurück. Die Erinnerungen an Meixian prägen ihn bis heute.

In den 1980er Jahren kehrte Klaus Autenrieth in seine „zweite Heimat“ Meizhou (Meixian) zurück, auf der Suche nach Kindheitserinnerungen und zur Wiederaufnahme der kulturellen Verbindung mit der Hakka-Region. Er setzte sich dafür ein, dass die von seinem Vater gegründete Leyu-Mittelschule und das Max-Planck-Gymnasium in Schorndorf, an dem er selbst unterrichtete, zu „Schwesterschulen“ wurden. Bis heute spricht der 89-Jährige fließend Hakka.

Zwischen 2016 und 2019 reiste Ou Nianzhong dreimal nach Deutschland und in die Schweiz, um Zeitzeugen zu interviewen, Archive zu sichten, Dokumente zu übersetzen und schließlich sein Buch „Der Strom der Zeit: Die Hakka Erinnerung eines deutschen Vaters und Sohnes“ zu vollenden. Anhand von Archivmaterial, Tagebüchern, Briefen und Zeitzeugnissen rekonstruiert das Buch die facettenreiche Geschichte des Austauschs zwischen einem chinesischen Armutsgebiet und Europa – in den Bereichen Medizin, Bildung, Religion und Sport.

Im Mai 2025 lädt die Blaues Haus Stiftung Herrn Ou Nianzhong nach Hannover ein.
Mit zahlreichen seltenen historischen Fotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert erzählt er von seiner Spurensuche nach einer fast vergessenen Geschichte und lässt uns teilhaben an dieser wahren Erzählung über eine Verbindung über Zeit und Raum hinweg.

 

Vortragender:

Ou Nianzhong, langjähriger Medienexperte in Rundfunk, Fernsehen, Presse und Magazinwesen. Gastprofessor an mehreren Hochschulen mit Medienfakultäten. Autor des Buches „Der Strom der Zeit: Die Hakka Erinnerung eines deutschen Vaters und Sohnes“. Träger des Bundesverdienstkreuzes (2010). Jurymitglied beim 33. International Emmy Award für künstlerische Programme sowie der Jury der 17. TV-Zuschauerbewertung in Hongkong.

 

Veranstaltungsinformationen

Vortragsthema: Die Welt in der Bewegung: Die Hakka-Geschichte eines deutschen Vaters und Sohnes

Datum: Samstag, 24.05.2025

Uhrzeit: 15:30 – 17:30 Uhr

Ort: Freizeitheim Linden, Großer Saal (7),
Windheimstraße 4, 30451 Hannover

Veranstaltungssprache: Chinesisch

 

Anmeldung:

  1. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
  2. Bitte melden Sie sich über den folgenden Link oder QR-Code an:

https://www.eventbrite.com/e/1353268395199?aff=oddtdtcreator
Anmeldeschluss: 23.05.2025, 12:00 Uhr

Hinweise:

  • Die Teilnahme ist ab 14 Jahren möglich.
  • Eine frühzeitige Anmeldung wird empfohlen, da die Plätze begrenzt sind. Falls Sie nach der Anmeldung kurzfristig nicht teilnehmen können, stornieren Sie bitte Ihre Reservierung rechtzeitig, damit andere die Möglichkeit zur Teilnahme haben.
  • Angemeldete Teilnehmer:innen sollten spätestens 5 Minuten vor Veranstaltungsbeginn eintreffen.
  • Aufzeichnungen jeglicher Art sind nicht gestattet – vielen Dank für Ihr Verständnis.
  • Während der Veranstaltung werden Fotos aufgenommen, die intern von der Blaues Haus Stiftung verwendet werden. Falls Sie damit nicht einverstanden sind, informieren Sie uns bitte vorab an nihao@lanshuwu.de

 

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