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Am 26. Oktober 2024 lädt die Blaues Haus Stiftung den Musikethnologen Yang Kuang-Tze ein, um in der Blaues Haus Bibliothek seine Forschungsergebnisse zur zeitgenössischen taiwanesischen Musik zu präsentieren.

Obwohl die taiwanesische Sprache (Taiwan-Min-Nan) aus der südchinesischen Region Minnan stammt, hat sich die „Taiwanesische Musik“ als einzigartige Musikkultur und soziales Phänomen in Taiwan entwickelt. Von dort aus hat sie sich in die südostchinesische Küstenregion und die Min-Nan-Gemeinschaften in Südostasien verbreitet. Betrachtet man den wirtschaftlichen Wert, so machen taiwanesische Poplieder seit Jahrzehnten stabil etwa 30 bis 40 Prozent des Musikmarktes in Taiwan aus. Im modernen Sinne entstand die „Taiwanesische Musik“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts während der japanischen Kolonialzeit. Seit ihrer Entstehung ist sie das Ergebnis einer Verschmelzung von moderner Musikindustrie, traditionellen Minnan-Volksliedern und der populären Kultur der taiwanesischen Gesellschaft. Aufgrund der besonderen Migrationsgeschichte und Kolonialvergangenheit Taiwans gilt die taiwanesische Musik seit langem auch als ein Mittel kulturellen Widerstands gegen fremde dominante Kulturen und politische Mächte. Betrachtet man sie aus der Perspektive kultureller Darstellungen, so ist die taiwanesische Musik in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten Taiwans zu einem Symbol für das nostalgische Empfinden der Taiwaner gegenüber der vorkolonialen Zeit geworden. Sie gilt als eines der wichtigsten musikalischen Symbole, um die „Lokalität“ und „volkstümlichen Charakter“ Taiwans zum Ausdruck zu bringen.

Die Version von ‚Blumen in der Regennacht‘ von Fong Fei-fei

Seit der Umsiedlung der Kuomintang-Regierung nach Taiwan stehen viele taiwanesische Lieder in enger Verbindung mit sozialen Bewegungen und politischen Aktivitäten der Gegenwart. Diese Tradition setzt sich bis heute fort. Ein besonders repräsentatives Beispiel der letzten Jahre ist die Band Fire EX und ihr bekanntes Lied „Island’s Sunrise“, das während der Sonnenblumen-Bewegung als Hymne der Proteste galt. Dieses Lied brachte der Bewegung große soziale Energie und Einfluss. Fire EX gewann damit nicht nur den Goldenen Melodiepreis, sondern die Band und das Lied traten in den darauffolgenden Jahren bei zahlreichen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen auf, die das taiwanesische Nationalbewusstsein symbolisierten. Im Wahlkampf 2020 trat die Band als Hauptakteur für Tsai Ing-wen auf und spielte den offiziellen Wahlkampfsong. Auch bei der Amtseinführung von Lai Ching-te in diesem Jahr spielte die taiwanesische Musik eine zentrale Rolle. Dies hängt nicht nur mit der musikalischen Stilistik der Lieder zusammen, sondern auch mit der „Stimme“ der Sprache selbst, die Identität, Kultur und Lokalität sowie politische Überzeugungen und Selbstverständnis zum Ausdruck bringt.

In diesem Vortrag werden wir anhand einer Einführung in die taiwanesische Musik analysieren, wie diese in verschiedenen politischen Kontexten und Wahlkämpfen Taiwans eine starke kulturelle Wirksamkeit entfaltet.

Der Vortragende

Kuang-Tze Yang lebt derzeit in Hannover, Deutschland, und ist Doktorand am Zentrum für Weltmusik der Universität Hildesheim. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Musikkulturforschung, Anthropologie, vergleichenden Musikgeschichtsforschung, globalen Musikgeschichte und interdisziplinären Kulturforschung. Bereits während der Schulzeit trat er einem Chor bei und begann, Musikkritiken zu schreiben. Er war zudem freiberuflich für verschiedene Plattenfirmen und Musikmagazine im Bereich Projektmarketing und Texterstellung tätig.

Er arbeitete als Musikbeauftragter, Leiter der Planungsabteilung und Musikdirektor in der Buchhandlung Crystal. Seit 2017 studiert er an der Universität Hildesheim im Rahmen seines Promotionsvorhabens. Seine Forschung konzentriert sich auf die vergleichende Studie der Musikgeschichte zwischen Ost und West, die Historiografie der Musik, zeitgenössische Gesangsstile im taiwanesischen Hokkien und die Konstruktion kultureller Identität. Darüber hinaus befasst er sich mit Fragen der kulturellen Identität im postmodernen Kontext sowie mit Themen der Dekolonialisierung.

Veranstaltungsinformationen

Datum: 26. Oktober 2024

Uhrzeit: 15:00 – 17:00 Uhr

Ort: Blaues Haus Bibliothek, Maschstr. 7, 30169 Hannover

Arbeitssprache: Chinesisch. Bei Bedarf steht ein Dolmetscher für die deutsche Sprache zur Verfügung.

Anmeldung:

Kostenloser Eintritt über QR-Code. Anmeldung erforderlich.

Hinweise:

  1. Teilnahme ab 14 Jahren möglich.
  2. Wenn Sie nach der Anmeldung kurzfristig nicht teilnehmen können, stornieren Sie bitte rechtzeitig Ihr Ticket, um anderen die Teilnahme zu ermöglichen.
  3. Erfolgreich angemeldete Teilnehmer sollten spätestens 5 Minuten vor Beginn des Vortrags anwesend sein.
  4. Aufzeichnungen sind nicht gestattet, wir danken für Ihr Verständnis.
  5. Es werden Fotos während der Veranstaltung aufgenommen, die intern von der Blaues Haus Stiftung verwendet werden. Falls Sie Einwände haben, teilen Sie uns dies bitte vorab mit.

Impressionen:

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